Der Homo Austriacus –
ein Blick auf ein rätselhaftes Wesen

Der Österreicher hält sich für etwas Besonderes, für etwas Außergewöhnliches. Und das ist er auch. Der Anteil der Alpenbewohner an der Weltbevölkerung liegt im Promillebereich, knapp über jenem der Albinos. Mit diesen darf der „Alpino“ aber genauso wenig verwechselt werden wie „Austria“ mit „Australia“, da ist er empfindlich. Diese ähnlich hohe, nämlich geringe, Bedeutung macht ihm allerdings schwer zu schaffen. Schließlich hat sein Land in der Geschichte ja eine bedeutende Rolle gespielt. Allerdings will er die Welt lieber an die ein wenig länger zurückliegenden Epochen der Habsburger und Mozarts erinnern als an den Mann mit dem kleinen Bärtchen in der jüngeren Vergangenheit. Er lebt mit dem Phantomschmerz eines Menschen, dem die Beine amputiert wurden, der aber immer noch meint, die anderen zu überragen. Umgekehrt ist er froh über seine Kleinheit und Bedeutungslosigkeit, da diese ihm viele Probleme – man denke nur an den Nationalitätenkonflikt in der Habsburger-Monarchie – vom Hals geschafft hat. Seither kann er bei weltpolitischen Krisen einfach durchtauchen. So war er in der Nazi-Zeit und im Zweiten Weltkrieg eigentlich gar nicht dabei, denn schließlich hat es Österreich damals ja gar nicht gegeben. Welthistorische Ereignisse haben hier ihren Ursprung genommen. Im 20. Jahrhundert waren diese durchwegs unerfreulich, zumindest in deren ersten Hälfte. So verursachte die Kriegserklärung des österreichischen Kaisers an Serbien den Ersten Weltkrieg und ein wegen völliger Erfolglosigkeit nach Deutschland emigrierter Österreicher den Zweiten. Gehen wir noch zwei Jahrhunderte weiter zurück, so war eine österreichische Kaisertochter nicht ganz unschuldig am Ausbruch der Französischen Revolution. „L’Autrichienne“ ist noch heute in Frankreich keine schmeichelhafte Bezeichnung.
Wie kaum ein anderes Land – ausgenommen vielleicht Großbritannien – bezieht der Österreicher sein Gefühl von Wichtigkeit in der Welt aus längst vergangener Größe. Das heute real recht kleine Land nervt mit diesem Bewusstsein allerdings seine internationalen Partner kräftig. So etwa sind die Sanktionen der EU-Länder gegen das widerspenstige Alpenland nicht wegen befürchteter rechtsradikaler Umtriebe verhängt worden, sondern weil man die ständigen Extrawürste der Österreicher satt hatte und eine zeitlang Ruhe von ihnen haben wollte. Nicht zufällig ist die Extrawurstsemmel statistisch gesehen das Hauptnahrungsmittel der Österreicher.
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